Seite 476 der Bibel
(1.Könige 22,1-16)
 
Ahab will mit den Syrern „rumkriegern“ und dazu König Joschafat gewinnen. Der sagt ihm, dass er zuerst den Herrn befragen soll (V.5). 400 Propheten erklären ihm daraufhin, dass alles in Butter sei und er losschlagen sollte (V.6). Joschafat zweifelt daran und Ahab erklärt ihm, dass es einen richtigen Propheten geben würde: Micha.

Er hatte aber ein Problem mit Micha: „Aber ich hasse ihn, denn er kündigt mir immer nur Unglück an, nie etwas Gutes!“ (V.8) Man lässt Micha holen, beschwört ihn aber etwas Angenehmes zu sagen (V.13). Als Micha dann etwas „Nettes“ sagt, glaubt Ahab ihm nicht (V.16). Als dann die Wahrheit kommt, gefällt sie dem König nicht, er lässt Micha ins Gefängnis werfen und zieht trotz allem in die Schlacht (V.27). Er tut, was er von Anfang an wollte…

So viel zu unserem Text. Ich nenne das Wellness-Frömmigkeit oder fromme Wellness. Man will nur das, was einem in den Kram passt, was angenehm ist, einem nicht gegen den Strich geht, einen nicht in Frage stellt. Kommt dir das bekannt vor? Mir schon! Wir machen das doch ganz ähnlich. Wir lesen die Bücher, die das bestätigen, was eh unsere Meinung ist. Wir haben die Leute um uns herum, die uns angenehm sind und ähnlich gewickelt sind wie wir. Wir besuchen die Gemeinde, in der wir uns wohlfühlen (und unserem frommen Lifestyle entspricht) – egal, ob wir dort wirklich das bekommen, was wir wirklich brauchen. Wir lesen die Bibel und suchen uns unsere Lieblingspassagen aus. Oder wir lesen zwar alles, sind aber blind und taub für die Stellen, die wir nicht einordnen können oder uns und unser System in Frage stellen. Ist das zu hart? Ich glaube, dass es auf die eine oder andere Art für die meisten von uns zutrifft. Oder nicht? Wir wollen uns wohl fühlen. Fromme Wellness. Wir mögen das Unbequeme nicht (das kann durchaus auch die Botschaft der uneingeschränkten Gnade sein, wenn wir „ernsthaften Glaubenskampf“ bevorzugen…). Wir meiden Menschen, Brüder und Schwestern, die anders sind wir wir.
Genau hier liegt das Problem. Wir brauchen Propheten! Wir brauchen auch Propheten, die gar nicht wissen, dass sie prophetisch in unser Leben sprechen und uns aufrütteln. Wir sollen sie nicht meiden, sondern suchen! Normale Menschen, die ganz anders sind und anders glauben wie wir fordern uns heraus. Sie sprechen die blinden Flecken in unserem Leben an. Sie geben uns die Sichtweise, die uns womöglich fehlt. Sie sind der wichtige, fehlende (vielleicht ganz andere) Körperteil am Leib Jesu – der Gemeinde! Das heisst radikale Beziehung. Nicht nur das und die suchen, die einem passen (fromme Wellness), sondern sich auf den ganz anderen und eine ganz andere Sichtweise einlassen und sich korrigieren lassen (allenfalls eine Rosskur :-).
 
call:.

Diese Woche mal ein ganz spannendes Experiment. Such dir mal etwas oder jemand ganz anderes und lass dich drauf ein! Kauf dir ein Buch, von dem du weisst, dass es dir wahrscheinlich gegen den Strich geht (z.B. charismatisch oder anti-charismatisch, total progressiv oder sehr konservativ, usw). Lies es unter Gebet und in der Abhängigkeit von Gott, dass er dich anspricht und dich das lehrt, was du zu hören brauchst. Versuch dabei dein eigenes „System“ loszulassen und vertrau darauf, dass Gott dir nur gute Sachen gibt! Oder besuch in dieser Weise mal eine ganz andere Gemeinde nächsten Sonntag.
Oder noch besser: Lass dich auf einen anderen Menschen, jemand anders aus der Gemeinde (oder vielleicht von einer ganz anderen Gemeinde) ein und verabrede dich mit ihm/ihr. Es geht dabei nicht um hitzige Diskussionen, sondern höre einfach mal hin. Oft hören wir nämlich nicht recht zu. Das Prinzip ist das gleiche, wie beim anderen: Lass los und vertraue Gott, dass er richtig führt.
Ich bin sicher, dass das spannende, wichtige und verändernde Folgen haben wird! Vielleicht keine Wellness – aber sicher gesund!