Seite 693 der Bibel
(Hiob 22,5-26)
Ein Freund. Er meint es ja nur gut… Elifas heisst er und versucht Hiob wieder auf den rechten Weg zu bringen. Seine Motive – ich weiss es nicht – sind wohl in Ordnung. Das was er sagt, scheint richtig, fromm zu sein. Und doch urteilt Gott am Schluss über ihn: „Ich bin voller Zorn über dich und deine beiden Freunde, ihr habt nicht die Wahrheit über mich gesagt, so wie mein Diener Hiob es tat!“ (Hiob 42,7)
Elifas ist eine Art Theologe. Er weiss viel über Gott, kennt die geistlichen Zusammenhänge und sagt vieles, das richtig scheint. Auf der anderen Seite Hiob, der verwirrt ist, nicht mehr aus noch ein weiss und vieles vom Stapel lässt, das einen guten Christen erschrecken kann.
Hmmm… Richtiges muss nicht wahr sein und Wahrheit scheint oft nicht ganz korrekt… Verwirrend?! Vielleicht liegt der Schlüssel darin, dass Wahrheit letztlich ein Beziehungsbegriff ist. Gott urteilt nicht über allgemeine theologische Aussagen am Schluss des Buches Hiob, sondern beurteilt, ob die Wahrheit über ihn gesagt wurde. Wahrheit hat immer mit Beziehung, der Beziehung zu Gott zu tun. Sie kann nicht losgelöst werden. Wenn es trotzdem getan wird, dann kommt es schief raus – wie bei Elifas. Dann werden plötzlich andere Menschen verurteilt (V.6ff). Dann weiss man plötzlich ganz genau Bescheid, wie was zu sein hat (V.21ff). Dann meint man vielleicht plötzlich (obwohl man es nie so sagen würde), dass man Gott selbst in den Griff bekommt und versteht. Jesus sagt: „Ich bin der Weg, ich bin die WAHRHEIT, und ich bin das Leben! Ohne mich kann niemand zum Vater kommen“ (Joh 14,6). Das ist nicht nur ein evangelistischer Vers, sondern wir sollten ihn uns auf die Fahne schreiben. Im christlichen Glauben und damit auch in unserem Leben darf es nie um Richtigkeiten gehen, sondern immer um die Wahrheit in Person: Jesus Christus. Durch die enge Verbindung mit ihm (wie bei Hiob) leben wir in der Wahrheit. Dann erst sind wir fähig wirklich die Wahrheit über Gott und die Welt zu sagen. In diesem Sinne mal ganz provokativ: Alles ist relativ :-)!
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Nimm dir ein paar Minuten Zeit und denk darüber nach, wo du dich (in diesem Sinn) an Richtigkeiten festklammerst, statt in der Wahrheit zu leben. Wo meinst du genau Bescheid zu wissen, was geistlich und ungeistlich ist, was funktioniert und was nicht, wie Gott ist und wie nicht. Denk darüber nach, ob das wirklich die Wahrheit ist. Das prüfst du am Besten, wenn du die Wahrheit in Person ranlässt. Wo du merkst, dass du blossen Richtigkeiten aufgesessen bist, bitte Gott um Vergebung.
Versuch diese Woche in der Wahrheit zu leben. Bezieh Gott ganz bewusst in Entscheidungen mit ein. Frage bei ihm nach, was wirklich dran ist, bevor du jemandem sagst, „wie der Hase läuft“. Ich bin der Überzeugung, das wird einen Unterschied in dieser Welt machen! Denn: „Die Wahrheit wird euch frei machen!“ (Joh 8,32)