Was mich sehr beschäftigt ist die Lebendigkeit der Christen. Ich behaupte, dass wir viel zu lebendig sind. ???… mag jetzt deine Reaktion sein. Die Bibel spricht davon, dass wir mit Christus gekreuzigt und begraben sind. Eigentlich sind wir tot, doch trotzdem verhalten wir uns so, als ob wir noch leben würden. Wahrscheinlich braucht das eine Erklärung.
Am besten geht das am Beispiel von uns Berg-Studenten (das Leben hier liegt mir ja schwer auf dem Herzen, seit ich hier studiere). Unsere Klasse kam auf den Berg und wir wussten von nichts und hatten nichts im Griff. Wir waren abhängig und fragten Gott bei jeder Entscheidung, hörten und handelten danach. Und es war sehr gut so! Wir waren eine spezielle Klasse- viele bestätigten das. Wir waren nicht im Mainstream von Chrischona. Doch mit der Zeit begannen wir mehr zu wissen, wussten auch wie man hier lebt, wie es läuft. Statt zu beten diskutierten wir (um es plakativ auszudrücken), usw.
Wir versuchten zwar noch die “spezielle” Fassade aufrecht zu erhalten, aber die Füllung, die Abhängigkeit war gewichen. Wir wurden viel zu lebendig. WIR wurden zu lebendig und wir drängten Christus von seinem Platz. WIR konnten plötzlich etwas, waren und hatten etwas. Dies ist das, was ich bei mir oft feststelle und auch sonst bei uns Christen. Wir SIND zwar tot, aber wollen mit unserem toten Arm etwas bewegen. So ein Blödsinn- kein Wunder sind wir so kraftlos! Wir müssen unsere Unterschrift unter die Todesurkunde setzen und anerkennen, dass wir tot (das Fleisch, das Ich) sind.
Wie geht das? Nein, nicht indem wir uns schlecht und sündig fühlen. Nicht indem wir versuchen uns und unserem Ich endlich abzusterben (…wir sind doch schon tot). All das ist noch sehr lebendig, denn ICH stehe im Mittelpunkt. Es ist so simpel: ER ist es! ER hat bereits alles vollbracht! Deshalb ist die äusserste Abhängigkeit das Still-werden vor Jesus und anerkennen, vertrauen, dass ER aus mir den Menschen macht, der ich werden soll, dass ER mir zeigt, was ich, auch im Kleinsten tun soll, usw. Das Ruhen in IHM, das Wissen darum, dass ER mich nahe bei sich hält.
Ich habe das Gefühl, dass ich nicht richtig ausdrücken kann was ich meine. Ich glaube, das ist das Radikalste und extremste überhaupt, denn ich gebe zu, dass ich selber tot bin und alles Leben nur von Ihm kommen kann und kommt.
Für mich persönlich ist das das Wesentlichste überhaupt. Und ich weiss, dass die Gemeinde, dass wir Christen so unmöglich kraftlos sein können, denn ER ist unsere Kraft. Es ist genug gepredigt, aber meiner Meinung nach gibt es nichts Wesentlicheres…
“Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.” (Joh 12,24)
(Verfasst am 13.6.01 von Michael Berra)