Seite 1064 der Bibel
Jeremia 27

Kann Schlechtes gut sein? Oder anders gefragt: Kann Gott übles für seine Zwecke gebrauchen? Grundsätzlich würden wir das wohl bejahen und trotzdem fällt es alles andere als leicht, wenn es real wird…

Jeremia hatte wirklich einen Sch…-Job. Kann man wohl nicht anders sagen. Kein Wunder litt er darunter! Er musste zum König von Juda, Zedekia, gehen und ihm eine Botschaft übermitteln. Aber nicht  nur ihm, sondern Gott hatte auch den anderen Völkern und ihren Königen, die grad bei ihm waren, etwas zu sagen. Gott mischt sich nicht nur ins Weltgeschehen ein, er lenkt es (dieses Kapitel zeigt das sehr gut). Auch wenn das manchmal kaum fassbar ist. So war wohl auch Jeremias Botschaft für die Anwesenden kaum fassbar: Ergebt euch den Babyloniern und König Nebukadnezar. Kämpft nicht, sondern lasst euch unterjochen von ihm. Alles andere wird euch den Untergang bringen.

Was ich aber rund um diese Ereignisse besonders spannend finde, ist die Bezeichnung, die Gott König Nebukadnezar gibt: Mein Diener (V.6). Das ist ja wirklich unglaublich. Ein heidnischer König, verstrickt in okkulte Praktiken, grössenwahnsinnig, überaus brutal und blutrünstig soll Gottes Diener sein? Wie muss das für Gottes Volk geklungen haben? Eigentlich hätten sie doch den Draht zu Gott und jetzt behauptet Gott selbst, dass dieser Eroberer, der Israel und Juda gerade unterjochte, sein Diener sei… Schräg. Komisch – doch überhaupt nicht lustig und eines sicher: unverständlich!

Was heisst das jetzt? Findet Gott Okkultismus, sinnlose Brutalität und Grössenwahn gut? Nein und nochmals nein! Das zeigt unter anderem das Ende Nebukadnezars in Daniel 4. Kann Gott Schlechtes und Böses für seine Absichten gebrauchen? Absolut! Er tut es auch… Müssen wir es immer nachvollziehen können? Ich glaube nicht… Aber eines wissen wir 100%: Gottes letzte Absicht ist immer das „Heil“, das Gute (Jer 29,11!). Zu diesem Zweck lenkt er durchaus auch das Böse und „missbraucht“ es für seine guten Zwecke.

Wie kann das konkret aussehen? Kann Gott Krankheit, Krieg und Leid gebrauchen, um einen Menschen zu sich zu ziehen (ich meine das nicht in erster Linie hypotetisch, sondern im Bezug auf Menschen, die direkt damit konfrontiert sind)? Auf jeden Fall! Ist deswegen Krankheit, Krieg und Leid gut? Ist es deswegen ganz allgemein „Gottes Wille“? Nein! Kann Gott einen Splatter- oder Sexfilm gebrauchen um jemanden wachzurütteln? Absolut! Ist deswegen der Film gut? Absolut nicht! Sollte man deswegen solche Filme schauen? Logischerweise nicht, aber Gott kann dadurch jemanden aufwecken und zu sich ziehen. Kann Gott einen boshaften Chef benutzen, um dich geistlich wachsen zu lassen? Klar! Wird er deswegen gut heissen, was dein Chef tut? Keineswegs.

CALL:

Muss ich in all dem alles verstehen und einordnen können? Muss ich verstehen, welchen Weg Gott z.B. mit meinem Chef geht? Nein, denn es ist nicht meine Geschichte, sonder die, die Gott mit meinem Chef schreibt. Aber ich bin gefordert innerhalb meiner Geschichte auf Gott zu schauen – so unverständlich die Umstände und Mittel oft scheinen. Ich bin herausgefordert mittendrin seine Handschrift und seine Absichten zu erkennen und dann dementsprechend zu handeln. Konkret: Bitte Gott um eine klare Sicht! Gleich jetzt.

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