Seite 343 der Bibel: „Gott spricht“
(1.Samuel 2,33-3,13)
Ich liebe diesen Abschnitt der Bibel! Ich könnte glatt vier oder fünf GRCs darüber schreiben… Da wäre die Bemerkung, dass Gott in jener Zeit nur selten sprach (V.1)… Oder wo Samuels Schlafplatz war: Im Heiligtum in der Nähe der Bundeslade – spannend! Aber mir geht es in diesem GRC um eine andere Aussage: „Sprich Herr, ich höre.“ (V.9).
Samuel hörte Gott reden und meinte es wäre Eli – und das mehrmals. Entweder war der junge Samuel noch nicht ganz da, weil er aus dem Schlaf hochgeschreckt ist, oder Gott begegnete ihm wie Eli – als normales Gegenüber. Manchmal kommt es mir so vor, als wenn wir Gott in irgendeine spirituelle Ecke stellen, aber gar nicht mit ihm als echter Person, als echtem Gegenüber rechnen. Wenn wir von radical relationship sprechen – dann ist Gott in dieser radikalen Beziehung sehr real!
Zweitens: Gott spricht mit uns nicht in einer Weise, wo wir 100% wissen, dass er es ist. Wir können seine Stimme verwechseln, überhören. Vielleicht ist es auch gar nicht so einfach seine Stimme von unserer eigenen zu unterscheiden. Aber eins ist sicher: ER spricht uns an! Einfach so…
Und da sind wir beim Dritten: Er ist es, der uns anspricht. Wir müssen keine geistlichen Turnübungen veranstalten, dass er es tut. Er tut es einfach, weil er etwas zu sagen hat und weil er mit uns Gemeinschaft will. Aber Eli gab Samuel einen weisen Rat, was er tun oder sagen soll: „Sprich, Herr, ich höre.“ Die Frage ist, ob wir hören wollen. Die Frage ist, ob wir ihn als den hören wollen, der er ist: Der Herr. Das hat Konsequenzen (wie auch für Samuel, dem seine Botschaft wohl nicht sehr angenehm war…). Wollen wir ihn in unser Leben, in unseren Alltag reden lassen? Wollen wir, dass er, als der Herr, uns sagt, was wir tun, sagen, lassen sollen? Ich glaube, dass Gottes Stimme zu hören keine Kunst ist, die nur Propheten und ganz Heiligen vorbehalten (siehe Apostelgeschichte) und unheimlich kompliziert ist. Ich glaube die Frage ist, ob wir hören wollen – das Reden ist dann Gottes Sache!
Call:
Ich persönlich habe das oben Geschriebene in letzter Zeit stark vernachlässigt. Ich habe meinen – zugegeben recht frommen – Alltag selbst bestimmt. Das hat aber nichts mit radikaler Beziehung zu tun, sondern mit mehr oder weniger radikaler Religiosität. Das kann es nicht sein. Christsein ist so viel mehr, so viel spannender. Und da sind wir schon mitten in der „Wochenaufgabe“ (und hoffentlich Lebensaufgabe!): Ich werde in der nächsten Zeit morgens aufstehen und sagen „Sprich, Herr, ich höre.“ Das will ich auch immer wieder im Alltag tun (vielleicht brauche ich etwas, das mich dran erinnert…). Ich will ständig bereit sein, auf Gott zu hören, ihm die Regie zu überlassen… Ich weiss, weil ich es schon erlebt habe, dass Gott reden wird und ich dann wirklich meiner Bestimmung gemäss lebe und die Beziehung mit Gott nichts Abstraktes oder nur aufs stille Kämmerlein Beschränktes ist und bleibt. Frage: Wollen wir gemeinsam aus- und auf- und das Gewohnte durchbrechen?