Seite 406 der Bibel
(2.Samuel 12,16-31)
 
Wegbereiter – das hat nur indirekt mit dem gleichnamigen Song der „Söhne Mannheims“ zu tun. Es geht um Joab. Joab, der Heerführer Davids belagert noch immer die ammonitische Stadt Rabba. Dann – ein Durchbruch – er erobert einen wichtigen Stadtteil. Jetzt macht er etwas, das mich verblüfft hat.

 

Er lässt David von seiner Eroberung berichten und fügt hinzu: „Darum sammle jetzt den Rest deines Heeres und stürme die Stadt. Du sollst sie einnehmen, nicht ich. Sonst werde ich als Eroberer gefeiert!“ (V.28)
Das beeindruckt mich! Hast du das mitgekriegt – „sonst werde ich … gefeiert!“ Er will nicht gefeiert werden, sondern möchte, dass sein König all den Ruhm bekommt (nebenbei: obwohl er die Hauptarbeit geleistet hat…). Er ist Davids Wegbereiter. Ich kann mir vorstellen, dass das Heer Israels Joab gefolgt wäre – wohin auch immer. Er kommt mir vor wie Maximus im Film „Gladiator“ – ein Heerführer wie er im Buche steht. Aber er tritt zurück, tritt in die zweite Reihe und freut sich daran Wegbereiter für einen anderen zu sein. Er achtete David höher als sich selbst!
„Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut, achte einer den andern höher als sich selbst.“ (Phil 2,3) Dazu werden wir auch im NT aufgefordert, Wegbereiter für andere zu sein. Wir neigen ja dazu, unseren Vorteil zu suchen, unsere Sache durchzuziehen. Wir freuen uns darüber, wenn andere auf unseren „Weg“, unsere Ideen aufspringen. Wir möchten normalerweise die sein, die als Helden (wenn auch „fromme“) gefeiert werden, und „das Tor“ schiessen (und nicht nur den Traumpass liefern…). Wir möchten die sein, von denen andere wissen, dass wir „es drauf haben“. Joab ist da ganz anders und auch wir sollen anders sein: Wegbereiter für andere.
Wie zeigt sich dieses Wegbereiter-Sein? Es geht darum, dass es nicht um uns geht, sondern um die anderen. Das geht an die Wurzel, das ist radikal, denn es geht unserem Ego an den Kragen… Wenn wir etwas gut machen, etwas gut können, gut leiten, gute Ideen haben, gut helfen, usw… dann meinen wir, dass der Ruhm doch auch uns gehören sollte. Den anderen höher achten heisst aber, dass wir ihn in den Mittelpunkt stellen wollen, dass wir in die zweite Reihe treten, um den anderen voll zum Zug kommen zu lassen (auch wenn wir die Hauptarbeit hatten…). Das alles nicht aus falscher Demut – wir wissen, was wir können und was nicht – aber aus der Überzeugung, dass wir Wegbereiter für andere sind.

 

 
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Ich weiss nicht, was das mit dir macht… Wenn es nichts ausgelöst hat, dann solltest du die paar Zeilen oben nochmals lesen, weil du es womöglich in seiner ganzen Tragweite noch gar nicht realisiert hast (oder du hast im Gegensatz zu mir einfach bereits ein so grosses, dienendes Herz – Halleluja!).
Die Aufgabe für diese Woche liegt wohl auf der Hand – auch wenn die Umsetzung wahrscheinlich nicht ganz so einfach ist. Lebe es! Probier es aus! Wenn du im Geschäft was Gutes gemacht hast, dann überleg dir nicht, wie du dich am besten in Szene setzen kannst, sondern für wen du damit den Weg bereiten kannst (vielleicht den Lehrling?). Wenn du in deinem Leben eine geistliche Schlacht gewonnen hast, dann überleg dir, wem du als Wegbereiter zum Sieg verhelfen kannst.
Halte einfach deine Augen offen! Weil das nicht gerade in unserer Natur liegt nützt vielleicht eine Hilfe: Geh nach draussen und hol dir von irgendeinem Naturweg einen fetten Stein. Schreib „Wegbereiter“ drauf und trag ihn in deiner Hosentasche mit rum. Jedesmal, wenn er stört, wirst du erinnert: „Ich bin ein Wegbereiter und kein König!“