Seite 497 der Bibel
(2.Könige 9,27-10,4)
Jehu – der Rächer der Sünden Ahabs. In unserem Abschnitt macht er kurzen Prozess mit Isebel, der Frau Ahabs und rottet seine Söhne und Enkel aus. Eine Seite vorher killt er Ahabs Sohn Joram und auf den Seiten nachher säubert er Israel von den Baals-Anhängern. Blut, Tod und Verderben – und das alles auf Befehl des Herrn (2.Kön. 9,7).
Ich frage mich aber, ob Jehu es in seinem Eifer nicht etwas übertrieben hat. Ahasja, der König von Juda musste nämlich auch dran glauben – hatte Gott denn das befohlen? Es kommt mir so vor, wie wenn Jehu in eine Art Rausch gekommen ist. „…sieh, wie sehr ich für den Herrn kämpfe!“ sagt er zu jemandem, dem er begegnet (10,16). Aber was mich noch mehr beschäftigt ist das, dass Jehu zwar das eine ausrottete (Baals-Kult), gleichzeitig aber blind war für seinen eigenen falschen Weg: Er betete die goldenen Stierfiguren an, die Jerobeam machen liess (10,29) und meinte wahrscheinlich sogar, dass er damit auf dem rechten Weg sei. Er kämpfte zwar für Gott, offenbar kannte er ihn aber nicht wirklich. Er kämpfte für Gott, aber kämpfte er auch mit ihm? Das wurde ihm zum Verhängnis.
Was hat das mit uns zu tun? Jehu war ein religiöser Eiferer, der alles für die Sache Gottes gab. Religiöse Eiferer leben gefährlich, denn oft geht es mehr um eine Sache, als um Gott selbst. Dabei wird man blind für die eigenen Sünden und Fehler. Die Pharisäer waren auch religiöse Eiferer, waren blind für ihren falschen Weg und letztlich blind gegenüber Jesus.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir Christen uns auch für religiös geprägte Themen und Sachen ereifern und dabei Gefahr laufen blind zu werden.
Bei einigen dreht sich alles nur noch um „kein Sex vor der Ehe“. Dabei merken sie vielleicht gar nicht, dass die Lust in ihrem Herzen einfach auf einer anderen Ebene Einzug gehalten hat.
Andere wettern allgemein gegen die böse Welt und den Wertezerfall und sind blind dafür, dass ihre Beziehung zu Gott zerfällt, weil sie nur noch für eine ethische Sache streiten.
Wieder andere kämpfen für biblische Wahrheiten wie Ehrfurcht, gewisse Endzeit-Sichten, Heiligung, bestimmte Bibelauslegungen (was auch immer…) und vergessen, dass sie aufgerufen sind ihre Brüder und Schwestern und damit auch den Herrn zu lieben.
Im bestreben radikal zu sein, für den Herrn und seine Sache zu kämpfen gleitet man nur allzu leicht auf einen falschen Weg, der in die Irre führt. Wie bei Jehu. Er meinte es ernst, aber die enge Verbindung zu Gott (wie sie z.B. David hatte) fehlte ihm. Eifer ist gut, Radikalität ist gut, aber wir müssen uns ganz nah bei Gott halten, damit wir nicht in der gleichen Bahn laufen, die wir bekämpfen. Wir brauchen eine radikale Beziehung (radical relationship)!
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Keiner von uns ist dagegen geschützt. Als freikirchliche Christen, die es besonders ernst meinen, stehen wir vielleicht sogar ganz besonders in dieser Gefahr. Nimm dir mal ein paar ruhige Minuten und denk darüber nach: Was ist dein Thema? Für was ereiferst du dich, wofür kämpfst du? Bitte Gott darum, dass er auch klar zu dir durch den Heiligen Geist spricht. Ich persönlich weiss, dass ich meine Schlagseiten habe, die jedoch ganz anders gewickelt sind, als die, die ich oben beschrieben habe… Was sind deine?
Dann schau ganz genau hin: Läufst du Gefahr, dass du aufgrund deiner Überzeugungen dich selbst und deine Beziehung zu Gott nicht mehr richtig einschätzt? Geht es bei dir mehr um diese Sache, als dass es um Gott geht. Kläre das mit ihm! Bitte ihn allenfalls um Vergebung und Veränderung.
Es macht auch Sinn, wenn du jemanden miteinbeziehst und fragst, der dich gut kennt. Wie beurteilt er oder sie dich? Wie gesagt – blinde Flecken entdeckt man oft halt nicht allein…
Und dann sag Jesus, dass du eine radikale Beziehung zu ihm willst. Nicht einfach radikal sein, sondern eine radikale Beziehung leben. Dass es dir in Zukunft nicht mehr um eine Sache, sondern um ihn, um seine Person geht.