Seite 672 der Bibel
(Hiob 4,15-5,16)
Das hätte ich mir jetzt zu Weihnachten und so als Abschluss dieses Jahres nicht ausgesucht! Aber so ist es eben, wenn man einfach Schritt für Schritt quer durch die Bibel geht… Hiob – das ist das Buch, das uns noch einige GRCs lang begleiten wird. Aber wer weiss, vielleicht ist es einfach dran.
Meiner Meinung nach ist es sicher dran, zu Beginn eine kleine Einführung zu geben. Wenn es ein Buch in der Bibel gibt, das sich mit dem Thema Leid beschäftigt, dann Hiob. Es drängt sich einem förmlich die Frage auf „warum lässt Gott das zu?“ (Fachbegriff: Theodizee). Hiob, ein Mann, der so lebte, wie Gott das will, kommt unter härtesten Beschuss des Teufels: Er verliert seinen immensen Besitz, alle seine Kinder kommen um (1,14-19) und Hiob selber wird schwer krank (2,7). Es geht ihm dreckig! Und – Gott schaut offenbar zu (2,6)! Warum?
Ich will ehrlich sein: Ich weiss es nicht! Man könnte viele Antworten geben, dass Gott Hiob prüfen wollte, Hiob nur so lernen konnte wer er ist oder – dass er ja am Schluss mehr hatte als zu Beginn (angelehnt an letzten GRC?), usw. Aber all das scheint auch für uns persönlich letztlich keine wirkliche Antwort zu sein, wenn wir ehrlich sind. Wenn wir mitten drin sind… Vielleicht muss man es einfach so stehen lassen. Ich glaube auch, dass das Buch Hiob letztlich keine Antwort darauf gibt. Es führt uns vielmehr in eine Beziehung und zeigt uns, wer und wie Gott ist. Hier beginnt meiner Meinung nach die Lösung.
Und genau da sehe ich auch die Verbindung zu Weihnachten. Weihnachten ist kein süsslich sanftes Fest. Blödsinn! Ich geniess es zwar einmal im Jahr und als Familienfest ist es auch echt toll, aber das hat kaum etwas mit dem wahren Weihnachten zu tun! Gott wird Mensch! Gott schickt seinen Sohn Jesus Christus und lässt damit alles zu, was noch folgen wird: Kein Platz für die Geburt – ein stinkender, dreckiger Stall und ein Futtertrog. Mordversuche. Später Ablehnung durch seine eigene Familie. Ablehnung durch sein Volk. Und dann – Qualen ohne Ende und ein grausamer Tod am Kreuz. Ja – Jesus ist auferstanden, aber er musste zuerst all das durchmachen! Gott auch. Er versteht also, was Schmerz, Trauer, Leid bedeutet. Nicht theoretisch, sondern ganz praktisch. Das ist keine Antwort, aber der Beginn der Heilung. Er hat es selber durchgemacht. Er versteht. Er ist nicht schadenfroh, sondern liebend. Er tröstet. Deshalb kam Jesus in dieser Nacht vor rund 2000 Jahren zur Welt, weil Gott mit uns ist. Immanuel. Er gibt uns nicht alle Antworten… Er kam, um dem Leiden ein Ende zu machen. Es war der Anfang vom Ende – ein Neuanfang. Da gehört Weihnachten hin, mitten ins Leid, in den Dreck und Schmutz, in die Sünde und den Weltschmerz. Da ist Jesus. Da ist Gott!
call:.
Weihnachten. Zu tiefst ein echtes, wahrhaftiges, ein vielleicht „dreckiges“ Fest. Nichts Gekünsteltes. Da braucht man die Dinge nicht schöner zu malen als sie sind. Man muss kein kitschiges Lächeln aufsetzen, wenn einem anders zumute ist. Man kann sein, wie man ist, weil der Retter gekommen ist. Man muss nicht heile Familie spielen…
Aber – lass Jesus ran! Es ist nicht getan, wenn ihr am Fest die Weihnachtsgeschichte lest. Beziehe ihn in die schwierigen Begegnungen mit ein. Lass ihn ran, wenn es dir dreckig geht. Lass ihn ran, wenn du genervt bist. Lass ihn ran, wenn du traurig bist. Bezieh ihn auch mit ein, wenn alles glatt läuft. Weihnachten ist nicht Kitsch, sondern die Bestätigung, dass Gott real und nah ist.