Seite 679 der Bibel
(Hiob 10,7-11,3)
„Ja, du hast mir das Leben geschenkt und mir deine Güte erwiesen: deine Fürsorge hat mich stets bewahrt.“ (V.12) Amen dazu, oder?! Das würden wohl die meisten von uns unterschreiben. Wir wissen, dass es stimmt. Wir glauben es. Auch Hiob tut das. Er redet aber noch weiter:
„Aber tief in deinem Herzen denkst du anders; in Wirklichkeit hast du dies beschlossen: Auf jedes Vergehen willst du mich festnageln und mich von meiner Schuld nicht mehr freisprechen.“ (V.13-14) Krasse Aussage.
Vielleicht spricht aber Hiob in seinem Elend etwas aus, das auch tief in uns drin verwurzelt ist. Wir würden es wohl Gott nie so an den Kopf werfen (liegt darin eine von Hiobs Stärken?!)… Nein. Vielleicht wagen wir es nicht mal zu denken, denn wir wissen ja, was stimmt: Vers 12. Aber ich behaupte, dass viele Christen damit unterschwellig leben und es ihr Leben, ihr Verhalten, ihre Beziehungen prägt. Furcht, etwas falsch zu machen und dann von Gott dafür bestraft zu werden. Misstrauen, ob dieser Gott es WIRKLICH gut mit uns meint (es könnte ja auch sein, dass Gott uns damit lockt, um uns dann in die Pfanne zu hauen). Viele von uns meinen zu Wissen, was Gnade und Liebe bedeutet, aber steuern und antreiben tut uns das Bild vom strafenden Gott.
Ein paar Fragen dazu:
Wieso will ich heilig und rein leben. Aus Angst oder aus Liebe?
Wieso lese ich die Bibel und bete ich? Aus Pflichtgefühl oder Bedürfnis?
Wieso tue ich Gutes und will Menschen zu Jesus führen? Weil ich beschenkt wurde, oder weil es von mir gefordert wird?
Unser Gottesbild (bewusst oder unbewusst) prägt unsere Beziehung zu ihm zutiefst. Ich glaube, dass hier ein wesentlicher Grund liegt, wieso uns das Leben als Christen oft so schwer fällt: Wenn wir Gott so sehen, dann ist es nur natürlich, dass wir uns überwinden müssen, Gemeinschaft mit ihm zu haben und zu tun, was er sagt. Wer will denn schon mit so jemandem zusammen sein?!
Tatsache ist aber, dass wir in Jesus Gottes wirkliches Wesen sehen: Voller Liebe – und doch heilig. Barmherzig, weil er versucht wurde, wie wir (Hebr 4,15). Gnädig, ohne die Augen zu verschliessen (Joh 8). Vergebend, weil er in Beziehung mit uns leben will. Mich motiviert das!
call:.
Diese Tatsachen sind wahr, das heisst aber noch nicht, dass wir sie im Herzen tragen und damit leben, dass sie uns prägen… Das kann ich mit diesem GRC auch nicht bewirken. Aber Gott kann es!
Vielleicht musst du wie Hiob anfangen und deine Vorurteile gegenüber Gott formulieren. Sprich aus, was du wirklich glaubst, fühlst, denkst. Er kann damit umgehen. Er kann noch viel mehr: Er will sich dir zeigen – so wie er wirklich ist. Bitte ihn diese Woche jeden Tag, dass er es tut: „Herr, zeige mir, wie du wirklich bist!“ Bei Hiob hat Gott es am Schluss getan, so dass er sagte: „Herr, ich kannte dich nur vom Hörensagen, jetzt aber habe ich dich mit eigenen Augen gesehen!“ (Hiob 42,5)